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Die folgende Anweisungen richten sich ausschließlich an fachkundige Personen.
Bei jedem Schritt kann es zum kompletten Datenverlust kommen. Alle Angaben ohne Gewähr.
Ich kaufe ja selten neue Hardware, hatte aber schon länger mit einem Ryzen-System geliebäugelt. Durch Zufall bin ich auf ein "Aufrüstkit" mit AMD Ryzen 5 3400G (4 Kerne (+ SMT) mit 3,6 GHz bzw. 4,2 GHz Turbotakt), integrierter Vega-11-Grafikkarte, 16 GB Ram und Mainboard (MSI B450M PRO-M2 MAX) gestoßen. Da noch ein altes Gehäuse mit Netzteil und eine SATA-Festplatte herumlagen, hielten sich die Invesitionskosten in Grenzen.
In der folgenden Kurzanleitung geht es um die Installation und Einrichtung der Debian-11-Vorabversion sowie einige Tests in Bereichen, die mich interessiert haben.
Installation
Als Distribution sollte die Vorabversion von Debian 11 Bullseye zum Einsatz kommen. Dazu habe ich den Alpha-1-Debian-Installer (Alpha 2 erschien ein paar Tage danach und zeigte bei einem weniger umfangreichen Test keine Auffälligkeiten) per
auf einen USB-Stick geschrieben und den Rechner anschließend davon gebootet. Die Installation lief anstandslos durch.
Befürchtet hatte ich, daß es mit dem verbauten Netzwerkchip Realtek 8111H zu Verbindungsabbrüchen kommen würde, da dies in diversen Berichten zu ähnlichen Mainboards beschrieben wurde. Zumindest der Bullseye-Linux-Kernel hatte keine Probleme mit dem 8111H und lud während der Installation alle benötigte Pakete aus dem Internet herunter. Bei der Frage nach einer Desktopumgebung habe ich mich für Cinnamon entschieden. Bis hierhin war alles erfreulich unspektakulär.
Konfiguration
Drei Anpassungen habe ich nach der Distributionsinstallation an der Systemkonfiguration vorgenommen, um den Ryzen 5 3400G zum Rendern, Spielen und Virtualisieren nutzen zu können.
Vega-11-Grafikkarte
Nach dem ersten Booten erscheint kein grafischer Anmeldemanager. Dies liegt daran, daß die Vega-11-Grafikkarte Firmware aus dem Paket "firmware-amd-graphics" welches im (freizuschaltenden) non-free-Zweig liegt, benötigt. Dies kann mit folgenden Zeilen geschehen:
Nach Installation des Paketes und einem Neustart erschien der gewohnte Anmeldebildschirm.
Soundkarte
Standardmäßig wurde pulseaudio mitinstalliert. Über den analogen Anschluß der Soundkarte kam Ton, wenn überhaupt, nur sehr leise. Da pulseaudio – meiner Erfahrung nach – früher oder später zu Problemen (Stabilität, Latenz, Aussetzer, etc.) führt, habe ich es mittels
deaktiviert und ALSA zum einzigen Soundsystem erkoren. "Leider" hat die Soundkarte zwei Ausgänge, wobei der standardmäßig verwendete Ton über den HDMI-Anschluß ausgibt. Da ich aber die analoge Kopfhörerbuchse verwenden wollte, habe ich die folgende Konfiguration in die ALSA-Konfigurationsdatei /etc/asound.conf (hier herunterladen) geschrieben:
pcm.analog_card {
type hw
# Sollte kein Ton ausgegeben werden, die Nummer der Karte mit "aplay -l" ermitteln
card 1
}
pcm.dmixed {
type dmix
ipc_key 1024
slave {
pcm "analog_card"
rate 44100
period_size 1024
buffer_size 8192
}
}
pcm.dsnooped {
type dsnoop
ipc_key 2048
slave {
pcm "analog_card"
rate 44100
}
}
pcm.asymed {
type asym
playback.pcm "dmixed"
capture.pcm "dsnooped"
}
pcm.pasymed {
type plug
slave.pcm "asymed"
}
pcm.dsp0 {
type plug
slave.pcm "asymed"
}
pcm.!default {
type plug
slave.pcm "asymed"
}
Diese Parameter sorgen – neben der Auswahl der richtigen Soundkarte – dafür, daß der Ton parallel laufender Programme durch ALSA gemischt und erst dann an die Soundkarte übergeben wird. Die Soundkarte wird also nicht durch die erste Anwendung, die Ton ausgibt, für alle anderen gesperrt.
Virtualisierung aktivieren
Links "OC" anklicken, dann "CPU Funktion""SVM Mode" auf "aktiviert" setzen
Ab Werk sind die Virtualisierungsfunktionen im BIOS deaktiviert, weshalb sich auch das Kernelmodul "kvm_amd" nicht laden läßt und kvm nur im langsamen Emulationsmodus läuft.
Die folgenden Bildschirmfotos zeigen die Schritte zum Aktivieren der CPU-Virtualisierungsfunktionen.
Sowohl VirtualBox als auch libvirt/KVM funktionieren ohne erkennbare Probleme.
Für VirtualBox gibt es zwar noch kein Debian-Bullseye-Paket, aber das für Ubuntu 19.10 Eoan Ermine gedachte Paket virtualbox-6.1_6.1.4-136177~Ubuntu~eoan_amd64.deb läßt sich nach Installation des GCC-Kompilers und einiger Bibliotheken mittels dpkg klaglos installieren:
Während der Tests habe ich nebenbei auf das schon etwas betagte Leistungsmeßgerät PM-100 der Firma SACOM GmbH geschaut und mir die Werte notiert. Diese beziehen sich auf den Stromverbrauch des kompletten Testrechners und sind in Anbetracht des Alters und der Preisklasse des PM-100 mit Vorsicht zu genießen.
Anwendung
Leistungsaufnahme (W)
Ruhender Desktop
46 - 48
Blender: Rendern mit der CPU
117 - 119
Blender: Rendern mit der GPU
115 - 118
Godot 3.2.1 + tps-demo
106 - 110
0 A.D. Ken Wood (ALPHA XXIII)
94 - 104
Fazit
Vom "Aufrüstkit" habe ich insgesamt einen positiven Eindruck, auch wenn nicht alles sofort perfekt funktionierte. Mit kleinen Anpassungen und kurzer Suche im Internet ließen sich die aufkommenden Probleme aber schnell lösen. Bis auf die unfreie Firmware für die Vega 11 läuft das System ausschließlich mit freien Komponenten. Im Laufe der Jahre sind mir (Intel-)Rechner untergekommen, die deutlich mehr Probleme bereitet haben.